Samstag, 13. Oktober 2012

Mindestens haltbar bis.

Lebensmittel haben eine bestimmte Haltbarkeit. Ist auch gut so, denn wenn es Leute gibt für die man auf Bügeleisen den Hinweis anbringen muss, dass man Kleidung nicht bügeln soll, während man sie trägt, dann muss man die Leute auch darauf hinweisen, dass man Joghurt nicht mehr essen sollte, wenn er grüne Flecken hat. Die Sache mit dem Mindeshaltbarkeitsdatum ist dann noch die, dass Sachen nicht gleich verdorben sind, sondern nur nicht mehr verkauft werden dürfen, man sollte sie halt mit Vorsicht genießen.

Mit Freundschaften ist es im Grunde das Selbe. Im Nachhinein stellt man fest, dass da vermutlich irgendwo ganz versteckt das Haltbarkeitsdatum aufgedruckt war und man es schon lange überschritten hat. Aber irgendwie hat man es lange vergessen, von Zeit zu Zeit einen winzigen Bissen probiert, festgestellt, dass es nicht mehr so gut ist, wie es mal war, sich gefragt, warum man sich davon ein bisschen schlecht fühlt und dann doch nicht weiter darüber nachgedacht hat. So lange bis man den Entschluss gefasst hat einmal gründlich aufzuräumen und zu putzen und da sieht man es halt und dann sollte man es auch wegwerfen.

Na gut, Lebensmittel sind vielleicht nicht die richige Metapher.
Klamotten schon eher.

Es gibt Klamotten, die haben eine gute Qualität, sie sind zeitlos, sie scheinen mitzuwachsen und man trägt sie Jahr für Jahr für Jahr und man trägt sie häufig und gern. Vielleicht vergisst man sie mal für eine Weile, weil man viele neue Sachen hat, aber dann findet man sie wieder, trägt sie wieder und weiß wieder, warum man sie so mag.
Es gibt Klamotten, die einem irgendwann nicht mehr passen, sie sind zu klein, zu eng und man sortiert sie aus, vielleicht nicht sofort, aber irgendwann dann schon.
Andere Klamotten gehen kaputt, haben Löcher, Flecken, lose Fäden. Zum Teil hängt man sehr an den Sachen und versucht alles sie zu reparieren, das kann funktionieren, aber auch nicht immer oder man wirft sie eben doch weg.
Und dann gibt es Sachen, die einem noch passen, die vielleicht leichte Gebrauchsspuren haben, aber an sich in einem guten Zustand sind und doch trägt man sie selten, weil man sich verändert hat, weil sie zu einer anderen Phase gehörten, nicht mehr dem Stil passen, den man jetzt trägt. Man zieht sie ab und zu noch einmal an, vielleicht anders kombiniert und man kann es sich nicht ganz erklären, aber man fühlt sich nicht mehr vollkommen wohl damit. Solche Sachen wegzugeben ist auch nicht so leicht. Sie sind irgendwie eine Erinnerung an eine andere Zeit, es scheint keinen wirklichen Grund zu geben sich von ihnen zu trennen, also bleiben sie im Schrank, man trägt sie vielleicht einmal im Jahr oder man räumt sie nur von einer Ecke des Schrankes in eine andere.

Ich würde sagen, dass ich ganz gut im Aussortieren bin. Manchmal muss man Sachen beenden, weil man sich nicht mehr wohl damit fühlt, weil sie nicht mehr zu einem passen und man sollte es einfach einsehen, abhaken können und Platz machen für neue Sachen.

Ich würde ihr gern das abgelaufene Haltbarkeitsdatum zeigen, ihr sagen, dass ich nicht mehr zu ihrem Stil passe, dass ich mich mit ihrem Stil auch nicht kombinieren lasse, weil ich viel zu eigensinnig und anders bin und sie bitten mich auszusortieren, weil es das Beste für alle wäre. Ich habs schon versucht, aber sie scheint es nicht zu verstehen. Das wiederum verstehe ich nicht.

3 Kommentare:

  1. Ich finde beide Methaphern eigentlich nicht schlecht. Die mit der Haltbarkeit klingt vielleicht etwas radikaler, aber das Prinzip ist das Gleiche.
    Die Sache ist die: Einer ist das Shirt (oder der Joghurt), der andere der, der es aussortiert.
    Und ich glaube nicht, dass man es vom Shirt erwarten kann, dass es einfach so akzeptiert/versteht, dass es aussortiert wird.
    Denn genauso fühlt es sich für denjenigen an:
    Als sei man ein altes, schmutziges Teil, das ausgedient hat...

    Was ich damit sagen will ist: Deine Gründe mögen richtig und vernünftig sein. Und an sich ist es für einen selbst sehr gesund, wenn man in der Lage ist, auszusortieren.
    Aber ich denke man sollte den "Aussortierten" nicht das Gefühl geben, dass sie als wertloser Plunder auf dem Müll zu landen... sondern eher, dass sie in einer Kiste verstaut verpackt werden. Als zwar Vergangenes, aber wertvolle Erinnerung...

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  2. Du hast vermutlich Recht. Nur hat sie mich ja auch schon insgeheim aussortiert und ich war einfach direkter.
    Ich bin einfach nicht der Mensch, der Erinnerungen in Kisten packt und gern darin schwelgt. Wenn ich etwas beende, dann soll es auch vorbei sein und nicht noch irgendwo rumstehen und Platz wegnehmen.

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  3. ich liebe dich dafür, dass du selbst über so unschöne Sachen noch so gute Texte schreiben kannst.

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